Bahnhofsdialekt

Bahnhofsdialekt Eigenname · [ˈbaːnhoːfsdi̯aˌlɛkt]

Bedeutung

Der sogenannte „Bahnhofsdialekt“ beschreibt eine verwaschene, betrunken wirkende Sprechweise, die sich vor allem bei älteren, leicht verwirrten Männern rund um Mönchengladbach und Umgebung wiederfindet. Diese Menschen wirken oft so, als würden sie lautstark über die Welt philosophieren, während sie eigentlich längst an ihr vorbeileben. Die Sprache klingt wie eine Mischung aus rheinischem Slang, Alkoholnebel und Jahrzehnten des Widerstands gegen jegliche Veränderung.

Gebrauch

Typisch für den Bahnhofsdialekt sind Sätze wie „Ja weese, ich sach ens so…“ oder „Meen Jott, op de Arbeede is auch nix mehr wie früha.“ Wörter wie ens (mal), causdeere (kausale Erörterung, oft aber sinnfrei eingesetzt), hauseere (nach Hause gehen), exisdeere (existieren), arbeede (Arbeit), jeloope (gelaufen), joot (gut), meen jott (mein Gott), op de arbeede (auf der Arbeit), op de weesche (unterwegs) geben dem Ganzen seinen eigenen Klang. Besonders auffällig: Der Dialekt wird oft genuschelt und mit schwankendem Oberkörper vorgetragen – als würde die Sprache selbst betrunken sein.

Zum Beispiel einen Auszug aus einem fiktiven Gespräch zwischen eines Chefs eines Dachdecker oder Sanierungsunternehmens und seinem Azubi: "Ja weese, ich sach ens so. Da kam demletzt so der Azubi reen und meinte so ens: "Ja Meister, ist das so mit dem Asbees denn ned jefährlisch wat we hier mache? Ich hab da jelese, dat man da lieber ne Maske träscht." Und ich so, da wart ens Jong, da hat je irjendwat jelese. Jetzt pass ens op, ich bin hier het Chef, und wenns dir ned passt, kanns ja künnijen. Diese janze Asbeesangst ist sowieso übertreeve. Ich hab schon mein janze Leeve mit Asbees jearbeitet, und meine Oppa hatte schon sein janzes Leeve mit Asbees jearbeitet. Und ich bin noch am leeve, wie du sehe kannst. Jetzt stell dich nedde so an Jong, und guck das je wieder op de Baustelle kommst. Oder ich hol mir het de Ollie osse Josse, der macht dat nach zwee Woche ooch für a bisse Wasser und Brot für mich."

Wortherkunft

  • Vermutlich geprägt durch Alltagsgespräche rund um Bahnhöfe im Rheinland, speziell Mönchengladbach
  • Vermischung aus rheinischer Mundart, Alkohol, Altersstarrsinn und völliger Realitätsferne